Großer Schweizer Sennenhund

Großer Schweizer Sennenhund mit rotem Halsband sitzt auf einer Wiese.
Der Große Schweizer Sennenhund ist der größte der vier Sennenhundrassen.

Wissenswertes

  • Herkunftsland: Schweiz
  • FCI-Standard: Nr. 58
  • Klassifikation: Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer – Molossoide – Schweizer Sennenhunde / Sektion 3: Schweizer Sennenhunde / Ohne Arbeitsprüfung /
  • Lebenserwartung: 10 – 11 Jahre
  • Verwendung: Familien- und Begleithund, Schutzhund (Ursprünglich: Wach-, Treib- und Zughund)
  • Andere Namen: Greater Swiss Mountain Dog, Grand Bouvier Suisse
  • Besonderheiten: Er ist der schwerste, größte und zugleich ruhigste der vier Sennenhund-Rassen.

Aussehen: Der größte der Sennenhunde

  • Gewicht: Nicht im Standard angegeben (ca. 35-60 kg)
  • Größe: Rüden 65-72 cm / Hündinnen 60-68 cm (FCI-Standard)
  • Felllänge: kurzhaarig
  • Fellstruktur: Stockhaar (dichte Unterwolle und etwas längeres Deckhaar)
  • Fellfarben: Dreifarbig
  • Körperbau: stämmig, muskulös

Die Dreifarbigkeit des Großen Schweizer Sennenhundes ist unverkennbar. Er besitzt eine schwarze Grundfarbe mit weißen Abzeichen und rotbraunem Brand. Er ähnelt stark seinem Verwandten, dem Berner Sennenhund. Doch im Gegensatz zum Berner hat er kurzes Fell und sein Stockmaß ist im Schnitt wenige Zentimeter höher. Der Große Schweizer Sennenhund trägt seinen Namen nämlich zu Recht: Er ist der größte der vier Sennenhund Rassen (Entlebucher, Appenzeller, Berner und Großer Schweizer).

Sein kräftiger Kopf und der muskulöse Körper mögen stämmig wirken, doch ist er keineswegs behäbig. Er zeigt hervorragende Ausdauer und ist wendiger und beweglicher, als der Körperbau es vermuten lässt.

Sein Nasenschwamm ist immer schwarz, der Kiefer kräftig und die dreieckigen Ohren sind hoch am Kopf angesetzt. Die Rückenlinie ist gerade, die Brust breit und der Bauch nur wenig aufgezogen. Der Große Schweizer besitzt eine lange und schwere Rute, die er bei Ruhe stets hängend trägt.


Charakter: Großes Herz für Kinder und Familie

  • arbeitsam
  • anpassungsfähig
  • ausgeglichen
  • ruhig
  • gutmütig
  • furchtlos
  • aufmerksam
  • ausdauernd
  • gelehrig
  • leichtführig
  • sanft
  • wasseraffin
  • anhänglich
  • unkompliziert
  • menschenbezogen
  • kinderlieb
  • manchmal etwas stur
  • eigenständig

Große Schweizer Sennenhunde sind ganz wunderbare Begleiter und haben das Zeug zum idealen Familienhund. Sie sind anhänglich, treu und menschenbezogen. Für ihre Familie würden sie alles tun und zeigen dabei durchaus Schutzverhalten.

Bei Kindern zeigt der Sennenhund hingegen sein großes Herz. Er gilt als besonders kinderlieb und verspielt und ist Beschützer und Spielkamerad der kleinen Zweibeiner. Natürlich gilt trotzdem (wie bei jeder Rasse), dass Hund und Kinder niemals zusammen alleingelassen werden sollten.

Fremden gegenüber ist der Große Schweizer eher reserviert. Er kündigt Besucher mit tiefem Bellen an und hat tolle Wachhundqualitäten. Er ist dabei jedoch keineswegs aggressiv.


Für wen ist der Große Schweizer Sennenhund geeignet?

  • Geeignet für Anfänger: eher ja
  • Eignung als Familienhund: ja
  • Kinderfreundlich: ja
  • Für Senioren geeignet: jein

Wie bereits erwähnt, ist der Große Schweizer Sennenhund ein klasse Familienhund. Er eignet sich aber ebenso für sportliche Singles und Paare sowie aktive Senioren. Aufgrund seiner Ruhe und Gelassenheit ist der Schweizer gut von älteren Menschen zu handhaben. Außerdem neigt er nicht zum Streunen, ist verträglich mit Artgenossen und hat nur einen schwachen Jagdtrieb.

Aber: So ein Großer Schweizer Sennenhund hat Kraft und er ist schwer. Daraus können sich für ältere Menschen – und nicht nur die – einige Probleme ergeben. Wird der Hund älter, kann er vielleicht keine Treppen mehr steigen. So eine “Wuchtbrumme” mal eben die Stufen hinaufzutragen kann zur Herausforderung werden, die womöglich nicht zu meistern ist. Gleiches gilt, falls der Hund beim Gassigehen entschließt, sich in die Leine zu werfen, zum Beispiel weil er schnurstracks einen anderen Hund begrüßen möchte. Wer da nicht standhaft ist und mit Kraft und Eigengewicht dagegenhalten kann, der hat verloren. Natürlich kann die Erziehung zur Leinenführigkeit dabei helfen, solche Situationen zu vermeiden, aber Überraschungsmomente kann es immer geben. Auch daheim übrigens. 50 bis 60 kg, die einen übermütig an der Türe anspringen, sind kein Kinderspiel. Apropos Kinder, die können beim Toben durchaus mal versehentlich umgerannt werden.

Gesicht eines Großen Schweizer Sennenhundes.
Die Rasse gilt als sehr kinderlieb und menschenbezogen.

Nachteile

  • Lebenserwartung: Je größer die Rasse, desto kürzer ist normalerweise die Lebenserwartung des Hundes. So verhält es sich auch beim Großen Schweizer Sennenhund. Rassevertreter werden im Schnitt maximal 11 Jahre alt. Es heißt also früher Abschied nehmen als bei anderen Rassen.
  • Krankheiten: Durch seine Größe und das Gewicht neigt der Schweizer besonders im Alter zu Gelenk- und Bewegungsproblemen. Schwere und große Rassen haben zudem ein erhöhtes Risiko für eine Magendrehung.
  • Gewicht: Sein Gewicht kann vor allem bei einem unerzogenen Hund zum Problem werden. Einen kräftigen Welpen im ersten Lebensjahr die Stufen hinauf oder hinunter zu tragen, könnte problematisch sein. Gleiches gilt bei einem alten oder kranken erwachsenen Vierbeiner.

Beschäftigung und Bewegungsdrang: Nichts für Stubenhocker

  • Temperament/Energielevel: mittel
  • Auslaufbedürfnis: mittel
  • Geeignete Sportarten: Zughundesport
  • Verspieltheit: Ja

Er wirkt stattlich und schwer und doch ist der Große Schweizer Sennenhund beweglich, agil und ausdauernd. Stundenlanges Auspowern braucht der Große Schweizer Sennenhund dennoch nicht. Er freut sich über abwechslungsreiche Spaziergänge und ausgedehnte Wanderungen. Als täglicher Joggingpartner ist er aufgrund seiner Masse und Größe eher weniger geeignet. Dennoch kann er durchaus hin und wieder bei einer Runde mitlaufen oder bei einer gemächlichen Fahrradtour die Radler begleiten.

Wer ihn rassegerecht auslasten will, der sollte jedoch über Zughundesport nachdenken. Dies kann man sogar durchaus in den Alltag integrieren. Zum Beispiel, indem der Große Schweizer Sennenhund die kleinen Zweibeiner der Familie morgens mit dem Bollerwagen in den Kindergarten bringt oder mit einem Hundewagen die Einkäufe nach Hause zieht. Für kleinere Besorgungen kann man auch einen passenden Hunderucksack kaufen und den Schweizer diese tragen lassen. Wer sich hingegen selbst vom Großen Schweizer ziehen lassen möchte, sollte ein Sacco-Dog-Cart genauer unter die Lupe nehmen. Vor dieses Gefährt können ein oder zwei Hunde gespannt werden.

Mit Zughundesport sollte jedoch gewartet werden, bis der Vierbeiner mindestens 18 Monate alt ist. Ein kurzer gesundheitlicher Check beim Tierarzt ist ebenfalls angeraten. Dieser sollte die Gelenke und das Herz untersuchen, ehe trainiert wird.

Jagdtrieb besitzt der Große Schweizer übrigens nur wenig. Ableinen ist oft problemlos möglich und mit entsprechendem Training lässt sich der Hund gut abrufen.


Haltungsbedingungen: Der Naturbursche liebt das Land

  • Geeignet für Wohnungshaltung: eher nein
  • Stadteignung: eher nein
  • Kann alleine bleiben: ja
  • Verträglichkeit Artgenossen: ja
  • Verträglichkeit andere Tiere: ja
  • Bellfreudig: nein, schlägt aber an, um Besucher und Fremde zu melden

In einer Wohnung wird der Große Schweizer eher nicht glücklich werden. Er ist ein großer Hund und benötigt dementsprechend auch einiges an Platz. Ein Haus mit Garten wäre ideal, ebenso wie ein Bauernhof, Resthof oder ein Pferdestall. Hier hat der Hund Platz zum Herumlaufen sowie zum Bewachen.

Der Große Schweizer Sennenhund schlägt nämlich an, wenn sich Besucher und Fremde dem Haus oder Grundstück nähern. Die Personen werden jedoch nicht “verbellt”, sondern eher angekündigt und zur Eingangstüre begleitet. Seine tiefe Stimme ist dabei durchaus respekteinflößend. Sobald die Besitzer keinen Grund zur Sorge geben und den Besuch als “Freunde” kennzeichnen, schließt auch der Große Schweizer Sennenhund sie schnell ins Herz.

Die Rasse ist sehr menschenbezogen und am liebsten immer in der Nähe seiner Zweibeiner. Da ist kein Sofa zu klein zum Kuscheln. Durch die Eigenständigkeit des Großen Schweizers ist der Hund aber durchaus in der Lage, auch mal für ein paar Stunden alleine zu bleiben.

Großer Schweizer Sennenhund steht auf einer Wiese im Seitenprofil.
Der Große Schweizer Sennenhund gehört nicht in die Stadt. Er liebt das Land und unternimmt gern lange Wanderungen mit seinem Menschen.

Pflege: Unkompliziert

  • Pflegeaufwand: gering
  • Stärke des Sabberns: wenig
  • Stärke des Haarens: wenig

Regelmäßiges Bürsten reicht aus, um Staub, Schmutz und lose Haare aus dem pflegeleichten Stockhaar zu entfernen. Wer seinen Großen Sennenhund ein- oder zweimal in der Woche bürstet, wird mit einem schönen, glänzenden Fell belohnt. Der Haarausfall hält sich normalerweise in Grenzen, kann jedoch im Fellwechsel deutlich zunehmen. Hier lohnt es sich, lose Haare häufiger ausbürsten.

Bei groben Verschmutzungen reicht es oft, den Hund einfach mit klarem Wasser abzuduschen. Hundeshampoo muss nur im Notfall verwendet werden.

Krallen, Pfoten und Ohren sollten etwa einmal die Woche kontrolliert und bei Bedarf gekürzt bzw. gereinigt werden. Bei den Zähnen darfst Du hingegen gerne täglich schrubben. Dreimal die Woche sollte es jedoch mindestens sein.


Erziehung: Mit Konsequenz und Ruhe zum Erfolg

  • Geeignet als Ersthund: ja (Hundeschule jedoch ratsam)
  • Leicht erziehbar: ja
  • Gehorsam: ja, kann aber gelegentlich ein Sturkopf sein
  • Besonderheit: Zeigt Schutzverhalten seiner Familie gegenüber, hat Wachtrieb

Der Große Schweizer Sennenhund ist arbeitsam und recht leichtführig. Er liebt die Nähe zu seinen Menschen und arbeitet gerne mit ihnen zusammen. Wenn sich ihm eine Aufgabe jedoch nicht erschließt oder er einfach keinen Sinn darin sieht, schaltet er gerne auf stur. Am anstrengendsten ist dabei die Zeit der Pubertät, die bei großen Rassen recht lang ausfallen kann. Hier ist also unbedingt Geduld von Nöten und absolute Konsequenz. Ein ruhiger Umgang, kleine Leckereien und viel Lob funktionieren beim Training des Großen Schweizer Sennenhundes am besten.

Wer als Anfänger mit einem Großen Schweizer liebäugelt, sollte sich seiner Kraft bewusst sein. Um diese zu kontrollieren, ist eine gute Erziehung unerlässlich. Ersthundehalter sollten darum immer motiviert sein, eine Hundeschule zu besuchen. Dies ist ebenfalls sinnvoll und ratsam, um sein Schutzverhalten von Beginn an in die richtigen Bahnen zu lenken.


Gesundheit: Gelenkbeschwerden und Magendrehung

  • Rassetypische Krankheiten: Hüftgelenksdysplasie (HD), Magendrehung, Ellenbogendysplasie (ED), Osteochondrosis Dissecans (OCD), Epilepsie, Progressive Retina Atrophie (PRA), Hyperurikosurie (HUU)
  • Hitzeresistent: mittel
  • Kälteresistenz: ja
  • Qualzucht? Nein

Wie bei allen großen Rassen stellt die Magendrehung eine ernstzunehmende Gefahr dar. Hunde sollten vor und ganz besonders nach den Mahlzeiten unbedingt ruhen. Ein allzu voller Magen kann die Drehung zudem begünstigen, darum ist eine einzige Fütterung pro Tag nicht empfehlenswert. Besser sind zwei oder sogar drei Mahlzeiten.

Gelenkprobleme wie HD und ED kommen ebenfalls bei der Rasse vor. Vor allem, wenn der Schweizer langsam in die Jahre kommt. Übergewicht kann das Problem zusätzlich verstärken und sollte unbedingt durch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung verhindert werden.

Gesundheitliche Forschungsprojekte zur Verbesserung der Rassegesundheit sind in vollem Gange.

Große Schweizer Sennenhund Hündin ist vor einen Karren gespannt.
Zughundesport ist eine ideale Auslastung für jeden Großen Schweizer Sennenhund. Schon seine Vorfahren wurden als Zug- und Lastentiere eingesetzt.

Geschichte: Vorfahren waren Metzger- und Fleischerhunde

Vor dem 20. Jahrhundert waren die Vorfahren der Sennenhunde – die Metzger- und Fleischerhunde – in den Schweizer Alpen vielseitige Helfer der dortigen Landwirte, Viehbauern, Handwerker und Viehhändler. Sie bewachten nicht nur Haus und Hof, sondern halfen ebenso beim Treiben und Hüten der Tiere. Ihr Haupteinsatzgebiet war jedoch das Ziehen und Tragen von Lasten.

Da es keine gezielte Zucht gab, war das Aussehen dieser Hunde noch nicht einheitlich definiert. So gab es neben dem typischen dreifarbigen Schlag auch gelbe und schwarzbraune Vierbeiner.

Erst 1908 wurde zum ersten Mal ein “Großer Schweizer Sennenhund” beschrieben, der auf einer Ausstellung jedoch noch als kurzhaariger Berner Sennenhund vorgestellt wurde. Auf diesem Tier beruht der erste Rassestandard für den Großen Schweizer Sennenhund.

Danach ging alles recht schnell. Es wurden weitere Hunde gesucht, die diesem kurzhaarigen Typ entsprachen und mit ihnen systematisch eine Zucht aufgebaut. Bereits ein Jahr später wurde die Rasse Großer Schweizer Sennenhund in das Schweizerische Hundestammbuch eingetragen und im Jahre 1912 war die Geburtsstunde des Klubs für Große Schweizer Sennenhunde.

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