Barsoi

Barsoi Hunderasse
Edel, sportlich, aristokratisch. Das Erscheinungsbild des Barsoi ist unverkennbar.

Obwohl der edle Barsoi ein Jagd- und Windhund ist, steht einer Haltung als Familienhund nichts im Wege. Die Rasse bringt viele positive Eigenschaften mit, die ihn zu einem tollen Begleithund machen, wenn einige Punkte hinsichtlich Haltung und Beschäftigungsprogramm beachtet werden.



Wissenswertes

  • Herkunftsland: Russland
  • FCI-Standard: Nr. 193
  • Klassifikation: Gruppe 10 / Sektion 1 Langhaarige oder befederte Windhunde / Ohne Arbeitsprüfung
  • Lebenserwartung: 7 – 10 Jahre
  • Verwendung: Jagdhund, Jagdwindhund, Renn- und Coursing Hund, Familienhund
  • Andere Namen: Russkaya Psovaya Borzaya, Russischer Windhund, Borzoi, Barzaia, Russischer Wolfshund
  • Besonderheiten: Der DWZRV (Deutsche Windhundzucht- und Rennverband) wurde von Barsoi-Besitzern gegründet.

Barsoi leitet sich vom russischen Wort für “schnell” (“Psovaja Borzaya”) ab. Was für eine passende Beschreibung für den edlen und grazilen Windhund. Es bestehen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen dem Barsoi und dem Irischen Wolfshund sowie dem Greyhound.

In Deutschland ist der Barsoi eine eher seltene Hunderasse. Vielleicht ist dies seiner anspruchsvollen Haltung geschuldet.


Aussehen: Ein edler und aristokratischer Windhund

  • Gewicht: im FCI Standard nicht festgelegt (ca. 34-41 kg – Hündinnen sind leichter als Rüden)
  • Größe: Rüden 75-85 cm / Hündinnen 68-78 cm (FCI-Standard)
  • Felllänge: lang
  • Fellstruktur: weich, seidig, wellig oder lange Locken bildend
  • Fellfarben: einfarbig oder gescheckt; jegliche Farbkombinationen sind erlaubt (Ausnahme: Merle sowie Kombinationen mit blau und braun); Grundfarbe dunkler als die Befederung sowie die Fahne der Rute.
  • Körperbau: hochbeinig, schlank, schmaler Körper,

Der Barsoi ist ein edler, hochgewachsener und schlanker Hund. Seine Erscheinung ist aristokratisch und athletisch. Sein Kopf ist schmal und lang, der Nasenschwamm groß und immer schwarz. Die großen, mandelförmigen Augen sind schwarz umrandet. Die Ohren sind klein, spitz und nach hinten gefaltet. Die obere Profillinie des Körpers formt einen glatten Bogen und die Brust liegt tief. Der Bauch ist hinten stark aufgezogen. Der Barsoi trägt eine Säbel- oder Sichelrute mit reichlich Befederung. Seine Pfoten sind länglich oval (“Hasenpfoten”), seine Gliedmaßen sind gerade und lang.


Charakter: Sportlicher Jäger und sanfter Mitbewohner

  • fröhlich
  • menschenbezogen
  • sanftmütig
  • selbstbewusst
  • anhänglich
  • eigenständig
  • athletisch
  • würdevoll
  • wachsam
  • freundlich
  • treu
  • ruhig
  • zurückhaltend gegenüber Fremden und anderen Hunden
  • gelehrig

Der sportliche Barsoi ist durchaus als Familienhund geeignet, sofern er ausreichend Gelegenheit bekommt, zu rennen und sich genügend auszutoben. Dann ist er daheim ein ausgeglichener und angenehmer Zeitgenosse, der durchaus faule Stunden auf dem Sofa inklusive Streicheleinheiten genießen kann. Auch mit Kindern kommt er in der Regel gut aus, obwohl er anderen Menschen gegenüber zunächst zurückhaltend ist und ein erstes Kennenlernen und Beschnuppern immer sinnvoll und wünschenswert wäre.

Der Jagdtrieb der Rasse sollte nicht unterschätzt werden. Auf Spaziergängen dürfen Besitzer nicht ihren Gedanken nachhängen, sondern müssen vorausschauend mit dem Hund an der Leine durch die Landschaft gehen. Reagiert der Barsoi plötzlich und unerwartet auf eine Bewegung oder ein weglaufendes Tier, liegt der Halter ansonsten schnell auf der Nase.


Für wen ist der Barsoi geeignet?

  • Geeignet für Anfänger: Ja
  • Eignung als Familienhund: Eher ja
  • Kinderfreundlich: mittel
  • Für Senioren geeignet: mittel

Der sanfte Charakter, seine Intelligenz, Fröhlichkeit und die Anhänglichkeit machen ihn zu einem tollen Familien- und Begleithund. Zwar ist und wird der Windhund niemals ein klassischer Familienhund sein, doch er bringt viele wunderbare Charaktereigenschaften als angenehmer Begleiter mit.

Als Ersthund ist er dabei durchaus geeignet, sofern man seinen Haltungsansprüchen gerecht wird und die Erziehung mit viel Motivation angeht. Denn als Jagdhund ist der Barsoi durchaus eigenständig und selbstbewusst. Dies erfordert vom Halter einiges an Konsequenz bei der Erziehung. Zum Glück gibt es hier Hundeschulen, die Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Frag nach, ob es dort Erfahrungen mit Windhunden bzw. Jagdhunden gibt.

Ob ein Barsoi für Senioren geeignet ist, kann pauschal nicht beantwortet werden und sollte eine Einzelfallentscheidung sein. Hier kommt es darauf an, wie fit und sportlich die jeweilige Person ist und wie gut der Windhund erzogen wurde.

Barsoi Rasseportrait
Der Barsoi vereint zwei Gegensätze in sich: Er ist leidenschaftlicher Sprinter und Jäger, daheim jedoch anhänglich, ruhig und gelassen.

Nachteile

  • Energielevel: Der Barsoi hat ein sehr hohes Beschäftigungsbedürfnis, dem Halter unbedingt nachkommen müssen, um ihren Barsoi glücklich zu machen und auszulasten. Ansonsten kann der Hund Eigenschaften entwickeln, die nicht im Sinne seines Besitzers sind und oft als Unarten beschrieben werden. Dabei sind solche negativen Verhaltensweisen eher Ausdruck von Unterbeschäftigung und Unterforderung.
  • Kosten: Große Hunde benötigen eine größere und damit kostspieligere Ausstattung als kleinere Rassen. Auch Tierarztbesuche schlagen mitunter teurer zu Buche.

Beschäftigung und Bewegungsdrang: Vollblutsprinter und Couchpotato

  • Temperament/Energielevel: sehr hoch
  • Auslaufbedürfnis: hoch
  • Geeignete Sportarten: Coursing, Windhundrennen, Jogging- und Fahrradbegleiter, flotter Hundesport
  • Verspieltheit: Ja

Sein Beschäftigungsbedürfnis geht über das vieler anderer Hunderassen weit hinaus. Selbst ausgedehnte Spaziergänge an der Leine können ihn nicht zufriedenstellen. Der Barsoi benötigt Freilauf und Platz, um sein Laufbedürfnis voll und ganz auszuleben. Sollte der Rückruf nicht klappen, sind Hundeparks, der Übungsplatz in der Hundeschule und andere sicher eingezäunte Grundstücke sicherlich geeignet, um ihm diese Freiheit zu gewähren.

Sportarten, die auf Schnelligkeit und Wendigkeit abzielen, sind ebenfalls ideale Beschäftigungsmöglichkeiten. Hier wären Agility, Zughundesport, Canicross oder Turnierhundesport als Beispiele zu nennen.

Wer seinen Barsoi jedoch besonders rassegerecht auslasten will, der zieht vielleicht Windhundrennen (Rennbahn) oder Coursing in Betracht. Beim Coursing handelt es sich um eine simulierte Hasenjagd, bei welcher der Barsoi einem Hasen-Dummy hinterherjagen darf.

Zudem gibt es in Deutschland einige Windhundrennvereine. Rund 30 davon haben ihre eigenen Rennbahnen. Frage dort nach den Teilnahmevoraussetzungen und wie das Training abläuft.

Der Barsoi hat neben seiner sportlichen aber auch eine eher faule Seite. Ausgelastet ist er daheim ein ruhiger und angenehmer Zeitgenosse, der mit seinen Menschen den Feierabend oder das Wochenende entspannt genießen kann.


Haltungsbedingungen: Freiflächen zum Rennen erwünscht

  • Geeignet für Wohnungshaltung: Eher nein
  • Stadteignung: Nein
  • Kann alleine bleiben: eher ja
  • Verträglichkeit Artgenossen: Eher Ja
  • Verträglichkeit andere Tiere: Jein
  • Bellfreudig: Nein

Ein Barsoi, der abends faul auf dem Sofa liegt, sich von seinen Menschen den Bauch kraulen lässt und gelassen den Feierabend genießt? Aber ja. So lauf- und bewegungsfreudig der agile Rennhund ist, so viel Ruhe strahlt er zu Hause aus. Dennoch sollten Garten oder Grundstück entsprechend groß sein und den Maßen des Hundes gerecht werden. In eine kleine Wohnung gehört der Barsoi nämlich nicht.

Halter sollten sportlich sein und sich gern und viel bewegen. Um dem Hund Freilauf zu gewähren, ist ein verlässlicher Rückruf unerlässlich. Dies perfekt umzusetzen ist jedoch nicht immer möglich. Hier sollten zukünftige Barsoi-Besitzer überlegen, wie sie das Rennbedürfnis ihres Hundes stillen können. Gibt es Vereine in der Nähe, die Windhundrennen abhalten und entsprechende Rennbahnen besitzen? Gibt es große Hundeparks? Hat die Hundeschule einen großen Trainingsplatz? Finden sich Coursing Angebote im Umkreis?

Jeder kann einmal krank werden oder verreist an einen Ort, wo der Barsoi nicht mit kann. Wer kümmert sich dann um den anspruchsvollen Hund und lastet ihn während Deiner Abwesenheit aus?

Befinden sich weitere Haustiere im Haushalt, sollte der Barsoi diese bereits als Welpe kennenlernen. In der Regel akzeptiert er andere pelzige oder fedrige Mitbewohner in den eigenen vier Wänden. Dennoch wäre es ratsam, andere Tiere niemals mit dem Barsoi alleine in einem Raum zu lassen.

Dein Barsoi toleriert die Katze im Haus? Prima! Dies kann jedoch draußen oder im Garten vollkommen anders aussehen. Heimtiere, die nicht zum eigenen Haushalt gehören sowie Wildtiere werden gern als potenzielle Beute gesehen..


Pflege: Regelmäßiges Kämmen ist Pflicht beim edlen Barsoi

  • Pflegeaufwand: gering – mittel
  • Stärke des Sabberns: gering
  • Stärke des Haarens: mittel (während des Fellwechsels stark)
  • Besonderheiten: Keine

Spätestens jeden zweiten Tag ist für den Barsoi Fellpflege angesagt. Besser noch wäre es, wenn Du Deinen Hund täglich gründlich durchkämmst, damit sein Fell geschmeidig, glänzend und frei von Staub und Verfilzungen bleibt.

Die Rasse verliert mäßig viele Haare, was sich jedoch im Fellwechsel deutlich ändern kann. Hier verliert der Barsoi über mehrere Wochen gleich eine ganze Flut von Haaren, was die Pflege intensivieren kann.

Natürlich gehört zur Barsoi-Pflege auch das Kontrollieren von Augen, Ohren, Pfoten sowie Krallen. Ebenso solltest Du Wert auf eine gute Maul- und Zahnhygiene legen. Wer den Barsoi bereits als Welpen an eine Hundezahnbürste gewöhnt, hat später kaum Probleme mit schlechten Beißerchen.


Erziehung: Mit Konsequenz zum Ziel

  • Geeignet als Ersthund: Ja
  • Leicht erziehbar: Eher ja
  • Gehorsam: mittel (sein Jagdtrieb kann schwierig unter Kontrolle zu bringen sein)
  • Besonderheit: Jagd- und Rennhund mit entsprechenden Instinkten

Die Rasse gilt als überaus freundlich und ist seinen Menschen sehr zugetan. Er arbeitet gern mit seinem Zweibeiner zusammen, ist ein gelehriger Schüler und durchaus leicht erziehbar. Mit Leckerchen lässt er sich manchmal aber nicht immer überzeugen. Denn die Rasse ist alles andere als verfressen. Ist Dein Barsoi gut ausgelastet und darf sich richtig auspowern, wird er empfänglicher für Training und Gehorsamsübungen sein.

Der Rückruf könnte allerdings Probleme bereiten, denn wenn der Jagdtrieb mit dem Barsoi durchgeht, schaltet er mitunter auf “Durchzug”. Die Abrufbarkeit sollte demnach schon sehr früh und ausdauernd trainiert werden. Sofern seine Instinkte nämlich unter Kontrolle gebracht werden können, ist der Barsoi ein leicht erziehbarer Gefährte. Blinder Gehorsam sollte dennoch nicht erwartet werden.

Der Barsoi jagt auf Sicht und ist bei der Verfolgung sehr ausdauernd. Hier kann es von Vorteil sein, wenn Herrchen oder Frauchen sehr vorausschauend mit ihrem Jagd- und Windhund spazieren gehen. Immerhin kann er sehr plötzlich und sehr heftig auf weglaufende Tiere, Fahrradfahrer, bewegte Objekte oder andere potenzielle Beute reagieren.

Barsois wird manchmal nachgesagt, sich nicht gut mit anderen Hunden zu verstehen, dabei ist er meistens einfach nur etwas zurückhaltend. Eine frühe und intensive Sozialisierung ist hilfreich, um den Umgang mit Artgenossen zu erleichtern und zu etwas Alltäglichem zu machen.


Gesundheit: Der Barsoi ist sehr robust und gesund

  • Rassetypische Krankheiten: Magendrehung, Knochenprobleme, Schilddrüsenunterfunktion
  • Hitzeresistent: eher nein
  • Kälteresistenz: Ja
  • Qualzucht? Nein
  • Besonderheiten: Nach dem Fressen sollte der Barsoi einige Zeit ruhen, um das Risiko einer Magendrehung zu minimieren.

Der Barsoi ist eine robuste und recht gesunde Rasse. Wie viele große Hunderassen ist er etwas anfällig für Magendrehungen. Während des Wachstums muss zudem auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden, damit sich Knochen, Sehnen und Gelenke gesund entwickeln,

Da es sich um eine eher seltene Liebhaberrasse handelt, ist Überzüchtung selten und kommt fast nur im Ausstellungswesen vor. Trotz seiner guten Gesundheit wird der Barsoi nicht allzu alt. Die Lebenserwartung wird in der Literatur mit 7-10 Jahren angegeben. Die Lebenserwartung liegt jedoch bei allen großen Hunderassen etwas unter dem allgemeinen Durchschnitt in der Hundewelt.


Geschichte: Lieblingshund der Aristokratie

Der Barsoi stammt aus Russland, hat jedoch gemeinsame Wurzeln mit dem Irischen Wolfshund und dem Greyhound. Ursprünglich wurde der Barsoi für die Hetzjagd auf Hasen, Wölfe, Antilopen, Füchse und Großwild eingesetzt und befriedigte damit die Jagdleidenschaft der russischen Aristokratie. Der Zwinger des Großfürsten Nikolai Nikolaijewitsch war beispielsweise so groß, dass bis zu 500 Windhunde dort Platz fanden.

Mit der Russischen Revolution wurde die Weiterzüchtung des Barsoi jedoch zunehmend schwieriger. Der Adel verlor zunehmend an Einfluss und mit dem Sturz der Aristokratie nahm auch die Zahl der Wind- und Jagdhunde deutlich ab. Zum Glück war der Barsoi schon längst über russische Grenzen hinaus bekannt, geschätzt und geliebt. Vor allem in England und den Vereinigten Staaten gab es Züchter dieser edlen Hunde und dies schon lange vor der Revolution. So blieb die Rasse erhalten und hat heutzutage weltweit treue Liebhaber und Fans. Dennoch ist der Barsoi in Deutschland eher selten anzutreffen. Der VDH erfasst jährlich deutlich unter 200 Welpen.

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