Bernhardiner

Bernhardiner im Schnee mit Wald im Hintergrund


Wissenswertes

  • Herkunftsland: Schweiz
  • FCI-Standard: Nr. 61
  • Klassifikation: Gruppe 2 – Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde / Sektion 2.2 – Molosser, Typ Berghunde / Ohne Arbeitsprüfung
  • Lebenserwartung: 6 – 10 Jahre
  • Verwendung: Familienhund, Wach- und Hofhund, Begleithund
  • Andere Namen: St. Bernhardshund, Saint Bernard Dog, Chien du Saint-Bernard,, Perro San Bernardo
  • Besonderheiten: Er gilt als die schwerste Hunderasse der Welt

Aussehen

  • Gewicht: Im Standard nicht festgelegt (ca. 60-80 kg)
  • Größe:
    • Rüden – mindestens 70 cm – höchstens 90 cm
    • Hündinnen – mindestens 65 cm – höchstens 80 cm
  • Felllänge: Kurzhaar (Stockhaar) oder Langhaar
  • Fellstruktur:
    • Kurz: dicht, glatt, derb, reichlich Unterwolle
    • Lang: mittellang, gerade, reichlich Unterwolle, Befederung
  • Fellfarben: Weiße Grundfarbe mit roten Platten, Decken oder zerrissenem Mantel. Dazu weiße Abzeichen.
  • Körperbau: Muskulöser und kräftiger Körper mit imposantem Kopf

Der Bernhardiner ist mit einer Widerristhöhe von mindestens 65 cm eine sehr imposante Erscheinung. Der FCI-Standard gibt eine Maximalgröße von 90 cm an, jedoch gibt es durchaus noch hochgewachsenere Exemplare. Das Gewicht ist nicht im Standard vermerkt, kann aber bis zu 120 kg betragen. Damit gilt der Bernhardiner als die schwerste Hunderasse der Welt. Durchschnittlich sind es allerdings eher 60 – 80 kg.

Die allgemeine Erscheinung des Bernhardiners ist harmonisch, erhaben und kräftig. Er hat einen massiven Kopf mit schwarzem Nasenschwamm, schwarzen Lefzen sowie braunen Augen mit freundlichem Ausdruck. Die dreieckigen Ohrlappen sind hoch angesetzt und hängen seitlich herunter.

Die Rute ist breit, lang und kräftig. Die Rückenlinie gerade, der Bauch hinten leicht aufgezogen und der Brustkorb mäßig tief.

Es gibt den Bernhardiner in einer Kurzhaar- (Stockhaar) sowie einer Langhaarvariante.


Charakter: Kinderlieber Familienhund

  • sensibel
  • selbstbewusst
  • dickköpfig
  • zuverlässig
  • wachsam
  • gemütlich
  • liebevoll
  • sanft
  • ausgeglichen
  • anhänglich
  • freundlich zu Fremden
  • menschenbezogen
  • zeigt Schutzverhalten

Auf den ersten Blick mag der Bernhardiner furchteinflößend und bedrohlich wirken. Doch trotz seiner imposanten Erscheinung ist er ein friedlicher und sehr gelassener Zeitgenosse. Er hat ein überaus tolerantes und sensibles Wesen.

Obwohl er ursprünglich als Wachhund eingesetzt wurde (und manchmal immer noch wird), ist der Bernhardiner freundlich gegenüber Fremden. Er schließt schnell Freundschaften und lässt sich gerne streicheln. Er ist kein Kläffer.

Innerhalb der Familie ist die Rasse hingegen äußerst anhänglich, liebevoll, wachsam und zeigt Beschützerinstinkt. Seine Zweibeiner und sein Heim würde er im Zweifelsfall stets beschützen. Bei richtiger Zucht und Erziehung ist er jedoch ein wesensfester Hund ohne Aggressionen.

Er gilt zudem als einer der kinderfreundlichsten Hunde überhaupt. Diese Veranlagung sollte durch eine frühe, konsequente und gute Sozialisation weiter gefördert werden.

Bernhardiner steht auf einer Wiese mit bunten Bällen.
Bernhardiner sind nicht unbedingt die verspieltesten Vertreter in der Hundewelt, aber sie gelten als besonders kinderlieb.

Für wen ist der Bernhardiner geeignet?

  • Geeignet für Anfänger: Weniger
  • Eignung als Familienhund: Ja
  • Kinderfreundlich: Ja
  • Für Senioren geeignet: Weniger

Die Rasse ist nicht für Anfänger geeignet. Obwohl dem Bernhardiner Anhänglichkeit, Sanftheit und Gelassenheit in die Wurfkiste gelegt wurden, gehört dieser große Hund besser in erfahrene Hände. Sonst könnten seine Kraft und Größe schnell zum Problem werden.

Sein tolles Wesen zeigt er aber innerhalb seiner Familie. Gut erzogen ist er ein wunderbarer Familienhund, liebt Kinder und wird schnell zum haarigen Mittelpunkt seiner Menschen.

Halter sollten dem Bernhardiner kräftemäßig jedoch zumindest ansatzweise gewachsen sein. Dieser Umstand macht ihn nicht unbedingt geeignet für Senioren. Außerdem müssen schöne, lange Spaziergänge auf der Tagesordnung stehen. Diese dürfen dabei ruhig gemütlich ausfallen, denn große Sportlichkeit ist keine Stärke des Bernhardiners.


Nachteile

Die Lebenserwartung ist mit 6 bis 10 Jahren recht niedrig. Rund 50 % der Bernhardiner sterben vor dem 8. Lebensjahr. Nur die wenigsten werden 10 Jahre oder sogar älter.

Aufgrund der Größe benötigt der Bernhardiner entsprechend viel Platz. Ein Haus oder eine Wohnung mit Garten ist ein Muss bei der Haltung des imposanten Schweizers.

Hüftgelenksdysplasie ist leider keine Seltenheit beim großen Bernhardiner.

Gigantismus: Immer schwerer und größer. Solche Zuchtziele haben der Rasse nicht gutgetan und verursachen vielerlei Probleme.


Beschäftigung und Bewegungsdrang: Gemütlichkeit statt Sportlichkeit

  • Temperament/Energielevel: mittel
  • Auslaufbedürfnis: mittel
  • Geeignete Sportarten: Zughundesport, Wandern, Mantrailing
  • Verspieltheit: mittel

Zugegeben, der Bernhardiner ist keine Sportskanone, die durch den Agility-Parcours flitzt. Große Sprünge sind bei seiner Masse sowieso eher nachteilig. Dennoch liebt er Bewegung und ganz besonders Ausflüge mit seinen Menschen. Lange Spaziergänge oder schöne Wanderungen sind dabei genau nach seinem Geschmack. Aufgrund seiner Größe eignet er sich ebenso für Zughundesport. Dabei kann er entweder sein Herrchen/Frauchen ziehen oder vor einen Karren gespannt werden. Die hervorragende Bernhardiner-Nase freut sich außerdem über Suchspiele oder anspruchsvollere Aufgaben wie etwa Mantrailing. Letzteres liegt dem ehemaligen Rettungs- und Lawinenhund sicherlich noch im Blut.

Als Sportpartner ist der Bernhardiner also nur bedingt geeignet. Dafür ist er daheim aber ein ruhiger, angenehmer und anschmiegsamer Gefährte, der Kuschelstunden auf dem Sofa zu schätzen weiß.

Bernhardiner sitzt auf einer Wiese.
Der Bernhardiner ist keine Sportskanone, doch er liebt gemeinsame Bewegung und Beschäftigung mit seinen Menschen.

Haltungsbedingungen: Platz und Geld Voraussetzungen

  • Geeignet für Wohnungshaltung: Nein
  • Stadteignung: Nein
  • Kann alleine bleiben: Mittel
  • Verträglichkeit Artgenossen: Gut
  • Verträglichkeit andere Tiere: Gut
  • Bellfreudig: Nein

Zukünftige Halter eines Bernhardiners sollten vor allem Eines mitbringen: Platz! Die Rasse benötigt nämlich einige Voraussetzungen, um im neuen Zuhause glücklich zu werden. Dazu zählen vor allem ein Garten und ein möglichst ebenerdiger Zugang. Denn Treppensteigen ist Gift für die Gelenke und das Skelett des Bernhardiners, besonders während des Wachstums. Und wer kann so ein Riesenbaby schon täglich die Stufen rauf und runter tragen? Ein ländliches Leben wäre also ideal für die Rasse.

Außerdem gibt es einige praktische Dinge zu bedenken. Wie bekommt man den Hund zum Beispiel zum Tierarzt? Ist das Auto groß genug? Wo bringt man so einen großen Vierbeiner im Urlaub oder Krankheitsfall unter? Wer traut sich das zu?

Natürlich ist die Haltung auch eine Kostenfrage. Die Ausstattung ist um einiges teurer als für einen kleinen oder mittelgroßen Hund. Alles muss im XXL-Format angeschafft werden. Selbst Tierarztkosten schlagen teurer zu Buche.


Pflege: Im Fellwechsel wird es haarig

  • Pflegeaufwand: mittel
  • Stärke des Sabberns: mittel – hoch
  • Stärke des Haarens: Während Fellwechsel sehr hoch
  • Besonderheiten: Kurzhaarvariante etwas pflegeleichter

Regelmäßiges Bürsten und Striegeln reicht aus, um das Fell zu pflegen und gesund zu erhalten. Dabei sollte bei langhaarigen Bernhardinern gerne täglich zu einer Draht- und Borstenbürste gegriffen werden. So werden Verfilzungen an den Hosen, der Rute und hinter den Ohren von vorneherein vermieden. Während des Fellwechsels ist die Haarflut allerdings nicht zu unterschätzen, die der Bernhardiner im Haushalt verteilt. Wer jedoch jeden Tag etwas Zeit in die Pflege investiert, wird dies leicht meistern. Ein kurzhaariger Bernhardiner ist bei der Fellpflege etwas einfacher.

Die restliche Pflege gestaltet sich hingegen gleich. Einmal die Woche Ohren kontrollieren und säubern ist aufgrund der Ohrenform Pflicht. Auch Zähneputzen sollte möglichst täglich auf dem Programm stehen. Wer nun noch die Augen bei Bedarf reinigt und auf kurze Krallen und gesunde Pfoten achtet, leistet einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden und zur Gesundheit seines Bernhardiners.


Erziehung: Leicht zu erziehen aber dennoch nichts für Anfänger

  • Geeignet als Ersthund: Nein
  • Leicht erziehbar: Ja
  • Gehorsam: Mittel
  • Besonderheit: Wach- und Schutztrieb

Wie bereits erwähnt, ist der Bernhardiner nichts für Anfänger. Die Rasse benötigt einen konsequenten Halter, welcher im Idealfall einen noch größeren Dickkopf als der Bernhardiner hat. Schon als Welpe sollte intensiv mit dem Vierbeiner gearbeitet werden. Eine vertrauensvolle und liebevolle Bindung zwischen Hund und Halter ist dabei ein wichtiger Grundstein bei der Erziehung. Auf Härte und Strafen reagiert der sensible Hund hingegen mit Rückzug und verweigert die Mitarbeit.

Im Normalfall gestaltet sich das Training jedoch einfach und der Bernhardiner lässt sich mit Konsequenz, Lob und Leckerchen gut erziehen. Etwas Durchhaltevermögen ist allerdings während der Pubertät gefragt. Wie alle Hunde testet auch der Bernhardiner in dieser Zeit gerne seine Menschen und lotet Grenzen neu aus. Eine gute Hundeschule hilft durch diese Zeit und unterstützt zudem bei Sozialisierung und Verträglichkeit.

Es sollte wirklich sehr früh darauf geachtet werden, dass der Welpe gut leinenführig wird und zuverlässig auf Abruf reagiert. Ebenso ist eine gute Sozialisierung ein Muss. Schließlich entwickelt so ein ausgewachsener Bernhardiner einiges an Kraft. Zieht so ein großer Hund an der Leine oder reagiert aggressiv auf andere Vierbeiner, hat der Halter schnell ein – im wahrsten Sinne des Wortes – riesiges Problem, das nicht mehr zu kontrollieren ist.

Seitenprofil des Kopfes eines Bernhardiners.
Als Anfängerhund ist ein Bernhardiner nicht geeignet. Er gehört in erfahrene Hände.

 


Gesundheit: Gigantismus hat der Rasse nicht gutgetan.

  • Rassetypische Krankheiten: Hüftgelenksdysplasie (HD), Magendrehung, Osteosarkom (Knochenkrebs), Idiopathische Epilepsie, Gigantismus und die damit einhergehenden Probleme, Hängeauge/Hängelid
  • Hitzeresistent: Nein
  • Kälteresistenz: Ja
  • Qualzucht? Einige Zuchtlinien gelten als bedenklich
  • Besonderheiten: Extremzucht führt zu einer Reihe von gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Rasseexemplare sahen zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch um einiges leichter und kleiner aus als heute. Mittlerweile wird der Bernhardiner zudem nur noch sehr selten als Rettungs- bzw. Lawinensuchhund eingesetzt. Er ist aufgrund seiner Masse nicht mehr gut für diese Arbeit geeignet. Als Gebrauchshund hat er ebenso ausgedient. In einigen Zuchtlinien wird vermehrt auf Größe und Gewicht gezüchtet, was einige Forscher für bedenklich halten. Um falschen Zuchtzielen vorzubeugen, wurde die Barry-Foundation gegründet. Ihr Motto: “Erhaltung der ursprünglichen Bernhardinerhunde vom Grossen St. Bernhard”.

Wer mit einem Bernhardiner als Haustier und Begleiter liebäugelt, sollte darum auf eine gute Blutlinie achten und den Züchter nach seinen Zuchtzielen befragen.

Liegender Bernhardiner mit Schnapsfässchen.
Gerne wird der Bernhardiner mit einem Schnapsfässchen um den Hals dargestellt. Doch dieses Bild gehört ins Land der Legenden und Sagen.

Geschichte: Urbild des Rettungshundes

  • Die Vorfahren des Bernhardiners waren große Bauernhunde.
  • Im 11. Jahrhundert gründeten Mönche für Reisende und Pilger ein Hospiz auf dem Großen St. Bernhard (auf ca. 2469 Metern Höhe). Dort wurden auch große Berg- und Bauernhunde zum Bewachen gehalten. Dies wurde Anfang des 18. Jahrhunderts sogar schriftlich in den Hospiz-Akten festgehalten.
  • Neben dem Bewachen wurde den Hunden auch die Aufgabe zuteil, Reisende zu retten, die sich bei Nebel und Schnee in der Gegend verirrt hatten.
  • Berühmtheit erlangte dabei vor allem Rettungs- und Lawinenhund Barry, der über 40 Menschen vor dem eisigen Tod gerettet haben soll. Nachdem Napoleon Bonaparte und seine Soldaten Anfang des 19. Jahrhundert den Pass überquert hatten, machten sie den “Barry-Hund” schließlich in weiten Teilen Europa bekannt. Er galt fortan als Urbild des Rettungshundes.
  • Erste Abstammungsurkunden von St. Bernhardshunden wurden im Jahre 1867 erstellt. Es wurde mit der Reinzucht nach einem einheitlichen Aussehen gestartet.
  • Als erster Hund überhaupt wurde schließlich ein Bernhardiner namens Léon in das 1884 eröffnete Schweizerische Hundestammbuch eingetragen.
  • Kurz darauf (am 15. März 1884) wurde in Basel der Schweizerische St. Bernhardsclub gegründet.
  • Eine Anerkennung als schweizerische Hunderasse erfolgte 1887.
  • Der Bernhardiner gilt als Schweizer Nationalhund.
  • 1891 wurde der 1. Spezialklub für Bernhardiner in Deutschland gegründet.
  • Viele kennen Abbildungen von Bernhardinern mit einem Schnapsfässchen um den Hals. Entstanden ist dieses (falsche) Bild vermutlich durch einen Soldatenbrief und mündliche Weitererzählungen, dass der Barry-Hund Verschütteten daraus Schnaps zum Aufwärmen anbot. Am Wahrheitsgehalt dieser Geschichte darf jedoch gezweifelt werden. Diese Erzählung gehört ins Land der Legenden.

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