Hovawart

Drei Hovawart in unterschiedlichen Fellfarben sitzen auf einer Wiese.
Den Hovawart gibt es in drei Farben: Schwarzmarken (engl. Black and Tan), Blond und Schwarz

Der Hovawart

Die Vorfahren des eleganten Hovawarts waren deutsche Bauernhunde und mutige Wächter über Hof und Habe. Bis heute ist er ein wachsamer und selbstbewusster Hund geblieben. Besitzer wissen aber auch seine Loyalität zu schätzen und lassen sich von ihrem beharrlichen und kreativen Hund gern immer wieder überraschen. Ein typischer Familienhund ist der Hovawart nicht und vom Anfängerhund ist er weit entfernt. Doch wer ihn konsequent erzieht und seine Stärken zu handhaben weiß, bekommt einen treuen Weggefährten für alle Lebenslagen.

Aussehen

Der Hovawart ist ein eleganter, mittelgroßer, langgestreckter und kräftiger Hund. Rüden werden bis zu 70 cm groß, Hündinnen sind mit 65 cm etwas kleiner und oft auch deutlich leichter. Das Langhaar ist leicht gewellt und besitzt nur wenig Unterwolle. Besonders lang ist das Haarkleid an Brust, Bauch, Rute sowie der Rückseite der Läufe. Das üppige Fell lässt den Hovawart oft massiger erscheinen, als er eigentlich ist. Es gibt ihn in den Farbschlägen blond, schwarz und schwarzmarken. Wobei Letztere die bekannteste und beliebteste Farbe ist.


10 Fakten über den Hovawart

  • Der Hovawart ist ein mittelgroßer Gebrauchshund und ein echter Allrounder.
  • Er ist kein Hund für Jedermann und braucht am besten einen hundeerfahrene Halter.
  • Obwohl der Hovawart sich sehr eng an seine Familie bindet, ist er kein typischer Familienhund.
  • Die Rasse ist arbeitswillig, zeigt jedoch keinen Kadavergehorsam.
  • Selbstständig, kreativ und beharrlich testet der Hovawart wiederholt seine Grenzen und Möglichkeiten.
  • Sein Name bedeutet Hofwächter (Mittelhochdeutsch hova = Hof und wart = Wächter).
  • Der Hovawart im blonden Haarkleid wird gern mal mit dem Golden Retriever verwechselt.
  • Die Rasse hat einen sehr hohen Bewegungsdrang, ist ausdauernd und eignet sich nicht für die Haltung in der Stadt.
  • Schutztrieb, Wachtrieb und Territorialverhalten sind grundlegende Eigenschaften.
  • Die Rasse hat kaum Probleme mit HD und anderen Erbkrankheiten.
Blonder Hovawart läuft über eine Wiese.
Der blonde Hovawart wird manchmal mit dem Golden Retriever verwechselt.

Charakter: Selbstbewusster und loyaler Wächter mit Beschützerherz

Das Grundwesen des selbstbewussten Hovawarts ist ausgeglichen und gutartig. Die Rasse ist dabei bekannt für ihre außerordentliche Loyalität und Bindungswilligkeit. Seiner Vertrauensperson und Familie gegenüber ist er treu ergeben und würde diese auch verteidigen. In seinem Umfeld zeigt er sich bis ins hohe Alter verspielt und verschmust und ist lieb zu Kindern. Dennoch ist er kein klassischer Familienhund.

Unbekannte Besucher oder Fremde, denen unterwegs begegnet wird, begutachtet der Hovawart hingegen erst einmal misstrauisch. Kein Wunder, wurde ihm der Schutz- und Wachtrieb doch bereits in die Welpenkiste gelegt. Dabei zeigt sich der mutige Hund jedoch nie aggressiv, sondern hat eine hohe Reizschwelle und bewertet Situationen keinesfalls leichtfertig. Im eigenen Territorium ist er stets aufmerksam und wachsam.

Durch seine hohe Arbeitsbereitschaft, Loyalität, Ausdauer und Nasenveranlagung wird der anerkannte Gebrauchshund in vielen “Berufen” geschätzt: Rettungshund, Begleithund, Familienhund, Fährtenhund, Polizeihund, Wachhund, Spürhund, Drogenhund, Sportpartner. Kaum etwas, dass der Allrounder nicht kann. Nur das Jagen liegt ihm nicht wirklich im Blut, denn sein jagdlicher Trieb ist eher gering ausgeprägt.


Für wen ist der Hovawart geeignet?

  • Hundeerfahrene Halter.
  • Aktive und sportliche Menschen.
  • Hundemenschen mit Spaß an der Erziehung und Ausbildung des Hovawart.
  • Menschen, die sich einen vierbeinigen Sportpartner wünschen.

Nachteile

  • Kein Anfängerhund.
  • Viel Konsequenz, Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen bei der Erziehung nötig.
  • Nicht für wenig aktive Menschen geeignet.
  • Halter sollten standhaft und dem kräftigen Hovawart auch körperlich gewachsen sein.
  • Nur bedingt als Hund für Einzelpersonen geeignet.
Hovawart sitzt auf einer Wiese.
Der Hovawart ist nur bedingt für Anfänger geeignet und benötigt eine konsequente Erziehung.

Beschäftigung und Bewegungsdrang: Nichts für Couch-Potatos

Sein Bewegungs- und Auslaufbedürfnis ist hoch und der Hovawart hat eine hervorragende Kondition. Er macht sich gut als Joggingpartner oder Begleiter auf Radtouren. Dabei mag der Hund die Abwechslung. Eintönige, immergleiche Gassigänge in stets derselben Gegend liegen ihm nicht. Wobei er natürlich gegen ausgedehnte Spaziergänge nichts einzuwenden hat, sofern sein Besitzer diese abwechslungsreich gestaltet.

Die Rasse ist ebenso für Hundesport zu begeistern. Kaum eine Sparte, wo er nicht eine blendende Figur macht. Ruhigere Sportarten wie Obedience oder Fährte würden ihm sicherlich Spaß machen. Gern darf es aber auch flotter zugehen, beispielsweise beim Canicross, Zughundesport oder Agility. Hundespielzeug rundet das Beschäftigungsprogramm ab und fördert zudem die Bindung zwischen Vierbeiner und Mensch.

Selbstverständlich ist der Hovawart auch ein prima Teampartner bei der Arbeit und wird der ihm zugeteilten Aufgabe gewissenhaft nachkommen. Beispielsweise als Haus- und Hofwächter, Rettungs-, Therapie- oder Spürhund.

Halter sollten demnach unbedingt Spaß an der Beschäftigung mit ihrem Hund mitbringen, ihn hin und wieder vor neue Aufgaben stellen und sinnvoll beschäftigen. Übrigens auch geistig. Wer seinem Hovawart dies nicht bieten kann, der hat ruckzuck einen Hund an seiner Seite, der sich selbst Beschäftigungen sucht und seinen Alltag nach eigenen Vorlieben gestaltet. Das dies kaum im Sinne des Besitzers ist, dürfte klar sein. Ein unausgelasteter und unzufriedener Vierbeiner könnte zudem problematische Unarten entwickeln.


Haltungsbedingungen Hovawart: Der ehemalige Bauernhund gehört nicht in die Stadt

An sein Heim stellt der Hovawart ebenfalls Ansprüche. Die Rasse fühlt sich in der Stadt nämlich nicht sonderlich wohl. Als ehemaliger Wächter von Hof und Habe braucht der Vierbeiner freie Flächen, Wälder und Felder, um seiner Bewegungslust freien Lauf zu lassen. Eine Wohnung mit Garten oder ein Häuschen mit Hof würde er klar bevorzugen. Soll der Hovawart hingegen in einem Haushalt ohne Garten gehalten werden, sollte als Ausgleich viel Beschäftigung und Bewegung auf dem Programm stehen.

In einem Mehrpersonenhaushalt fühlt sich der Hund übrigens meist wohler. Hier ist häufiger jemand zu Hause, der dem Hund Beschäftigung und Gesellschaft bieten kann. Zudem kann die mehrstündige Arbeit unter den Familienmitgliedern aufgeteilt werden. Singles, die gern einen Hovawart halten möchten, tun dem Tier hingegen oft keinen Gefallen, wenn dieses den Großteil des Tages allein verbringen muss.

Black and Tan Hovawart steht auf einer Wiese vor Bäumen.
Ein Hovawart gehört nicht in die Stadt.

Erziehung: Will-to-please? Kadavergehorsam? Was ist das?

Der Hovawart ist ein kleiner Dickkopf und nicht ganz leicht zu erziehen. Zwar ist die Rasse überaus intelligent, lern- und arbeitswillig, aber der beharrliche Hund prüft eben auch gerne wiederholt, ob die gestrigen Regeln am heutigen Tag immer noch Bestand haben. Um Vertrauen in die menschlichen Kompetenzen und Führungsqualitäten aufzubauen und zu erhalten, sollte der Besitzer ein stets verlässlicher und konsequenter Rudelchef sein.

Unsicherheit, inkonsequentes oder gar ängstliches Verhalten nimmt der Vierbeiner nämlich sofort wahr und weiß dies gekonnt auszunutzen. Testet der Hovawart die Rangordnung und der Halter kann sich nicht souverän behaupten, führt dies mitunter zum ungewollten Rollentausch und der Hund übernimmt die Führung. Ein Grund, warum die Rasse für Anfänger nur bedingt geeignet ist.

Doch auch für hundeerfahrene Menschen ist der Hovawart oft eine völlig neue Erfahrung. Der selbstbewusste Hund kann sehr kreativ werden und ist oft hartnäckig, wenn er etwas will. Eine Hundeschule ist darum jedem Halter wärmstens zu empfehlen. Dabei werden im Welpenkurs die Weichen für eine stabile und harmonische Hund-Mensch-Beziehung gelegt. Doch wer glaubt, eine gute Welpenstube ist alles, was es für einen wohlerzogenen Hovawart braucht, der liegt gehörig daneben.

Die Rasse ist erst mit drei bis vier Jahren völlig ausgewachsen. Mindestens genauso lang sollte viel Wert auf die Ausbildung, Sozialisierung und Erziehung des Hovawarts gelegt werden. Ein weiterführender Junghundekurs kann dabei helfen, sicher durch die wilden Wogen der schwierigen Pubertät zu schippern.

Aber Achtung: Selbst wenn sich die Wogen geglättet haben, sollte der Mensch immer auf der Hut sein und stets souverän auftreten. Stellt der Hovawart die Kompetenz seines Menschen infrage, wird er (auch ungefragt) sofort bereit sein, das Ruder und Rudel zu übernehmen.

Bei der Haltung muss also von Anfang an und permanent klar sein, wer der Chef ist. Mit Härte hat dies allerdings nichts zu tun. Vielmehr sollte das Training mit Geduld und Konsequenz angegangen werden. Richtig erzogen ist der Hovawart ein loyaler, sehr anhänglicher und folgsamer Begleiter.


Hovawart Pflege: Pflegeleichter Langhaarhund

Zugegeben, sein üppiges Fell lässt anderes vermuten, doch trotz des langen Haarkleides ist der Hovawart recht pflegeleicht. Er besitzt nur wenig Unterwolle, weshalb es nicht so schnell zu Verfilzungen und Knötchen kommt.

Besitzer können also aufatmen und müssen nicht jeden Tag zur Bürste greifen. Den Vierbeiner ein- bis zweimal wöchentlich von Kopf bis Pfote gründlich durchzugekämmen reicht in der Regel aus. Während des Fellwechsels darf der Hovawart aber ruhig häufiger zur Fellpflege antraben. So werden lose Haare schneller ausgebürstet und Dein Haushalt nicht mit Hovi-Haaren geflutet.

Trimmen und Scheren wird übrigens nicht empfohlen. Sollte es tatsächlich einmal zu Verfilzungen oder Knoten kommen, können diese notfalls mit einer Schere herausgeschnitten werden.

Mit Pflege ist übrigens nicht nur die Fellpflege gemeint. Krallenkürzen, Ohren reinigen oder Pfoten pflegen gehören ebenfalls dazu. Und wer bereits mit seinem Welpen das Zähneputzen übt, wird später mit Zahnstein kaum Probleme haben. Schätzt Dein Hovawart das Zähneschrubben so gar nicht, können alternativ Kausnacks zur Zahnreinigung angeboten werden.

Schwarzer Hovawart steht vor Bäumen auf einer Wiese.
Trotz seines üppigen Fells ist der Hovawart recht pflegeleicht.

Gesundheit: Paradebeispiel für gesunde Hundezucht

Der Hovawart ist eine sehr robuste und gesunde Hunderasse. Während andere Rassevereine ihr Augenmerk auf Merkmale wie Aussehen oder Fellfarbe legen, steht bei Hovawart-Zuchtvereinen die Gesundheit der Nachzucht klar im Vordergrund. Anders als bei vielen anderen großen Rassen hat der Hovawart darum zum Beispiel nur sehr selten mit Hüftgelenksdysplasie (kurz: HD) zu kämpfen. Strenge Zuchtregularien haben HD und weitere Erbkrankheiten mittlerweile erfolgreich auf ein Minimum reduziert und sind ein Vorbild für andere Vereine und Clubs.

Neben Auswertungen von Röntgenbildern werden Zuchttiere auch auf Augen- und Herzerkrankungen hin untersucht. Zudem ist Inzestzucht verboten und es gibt strikte Regeln, wie viele Deckakte bzw. Würfe ein geprüfter Zuchthund in seinem Leben haben darf.

Übrigens: Seine hohen Ansprüche an den Halter und die nicht ganz einfache Erziehung haben den Hovawart trotz seines eleganten Aussehens glücklicherweise nie zum Modehund gemacht. Dies kam seiner Gesundheit sicherlich ebenfalls zugute. So dürfen sich Besitzer über eine Hovawart-Lebenserwartung von 12 bis 15 Jahren freuen.

Mögliche Krankheiten beim Hovawart

  • Angeborene oder erworbene Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • Hüftgelenksdysplasie (HD)
  • Lebershunt
  • DCM (Dilatative Kardiomyopathie)
  • Katarakt
  • OCD (Osteochondrosis dissecans)
  • Verschiedene Stenosen

Geschichte

Ursprünglich war der Hovawart (ganz dem Namen nach) ein Hofwächter. Er bewachte mutig Haus, Vieh und nicht zuletzt seine Menschen. Diese deutschen Bauernhunde des Mittelalters waren vielseitig einsetzbar und wertvolle Begleiter für ihre Besitzer. Schäfer- und Hütehunde verdrängten den Wächter jedoch im frühen 19. Jahrhundert zunehmend und er war schließlich kaum noch auf den Höfen anzutreffen.

In den Zwanziger-Jahren des letzten Jahrhunderts machte es sich aber zum Glück ein Mann zur Aufgabe, diesen Hundetyp zu erhalten: Kurt Friedrich König. Er fand weitere Liebhaber des Bauernhundes und 1922 schlossen sich in Thale/Harz einige Züchter zusammen, um den mittelalterlichen Hovawart vor dem Verschwinden zu bewahren. Im gleichen Jahr wurde der Hovawart Verein für Deutsche Schutzhunde e.V. gegründet.

Die Zucht begann mit der Auswahl geeigneter Hunde. Aus den noch verbliebenen Vierbeinern wurden solche herausgesucht, die vom Typ her dem alten Hofhund am ähnlichsten waren. Es kam auch zu Einkreuzungen anderer Rassen wie dem Schäferhund, Neufundländer, Leonberger oder ungarischen Kuvasz. Wichtiger beinahe noch als das Aussehen waren allerdings Charakter und Wesen. Infrage kommende Hunde wurden darum nach einem von König entworfenen Wesenstest ausgewählt. Das strenge Selektierungsverfahren trug schnell Früchte. Schon 1937 erlangte der Hovawart die Anerkennung als eigenständige Rasse. Als Gebrauchshund ist er hingegen seit 1964 anerkannt.

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